Die Geschichte der Telemanngruppe
zu ihrem 15-jährigen Bestehen im Frühjahr 1947 von Albert (Ali) Badekow
Wenn ein Kreis von jungen Menschen über 15 Jahren zusammenhält, über Jahre die uns das grenzenlose Grauen des Krieges brachten, die uns immer wieder auseinanderrissen, in alle Welt zerstreuten und doch schließlich wieder zusammen führten, wenn der Terror der Gestapo unseren Kreis wohl vorübergehend schwächen und auflösen, aber nicht zersprengen konnte, dann muss etwas tiefes, verbindendes zwischen uns bestehen. Wir haben niemals groß über diese unsichtbaren Fäden von Mensch zu Mensch gesprochen, vielleicht haben wir nicht einmal besonders darüber nachgedacht. Aber wir haben sie von tiefstem Herzen erlebt und empfunden. Und das ist viel, viel mehr! Eine Gemeinschaft lässt sich nicht theoretisch aufbauen oder aus gutgemeinten Reden zusammenleimen. Sie muss erlebt werden und organisch wachsen. Ich will mich daher auch vor dem „Zerreden“ dieser, unserer schönsten und wertvollsten seelischen Inhalte hüten. Aber wir wollen einmal zurückblickend den Wurzeln unseres Kreises nachgehen, wollen noch einmal ganz kurz die vergangenen Jahre durcheilen. Vielleicht gibt es uns in dieser harten Zeit den Mut, den Kopf etwas höher zu tragen und noch stärker das zu empfinden, was uns Mut und Vertrauen gab, was uns in dunklen Stunden im Gefängnis, in den Kellern der Gestapo vor der fatalistischen Verzweiflung, vor der Preisgabe unserer besten menschlichen Substanz bewahrt hat.
Unser Kreis ist nicht starr in sich geschlossen geblieben. Neue Menschen kamen zu uns, blieben, oder wurden – ebenso wie viele alte Freunde – durch Eingriffe des Schicksals wieder von uns getrennt. Aber der alte Gruppengeist rettete sich auch durch diese Fluktuation, übertrug sich auf unsere neuen Freunde und lebte in ihnen weiter. So können wir auch heute noch vom Telemännergeist reden, wenn auch von der alten Schar nicht mehr viele unter uns sind.