Von Traute Sander geb. Burmester
Wenn ich an meinen Vater Artur Burmester, 1915 bis 1985, denke, dann fällt mir als erstes ein, dass er – in meiner Kinderzeit – fröhlich war und am Sonntag – wenn er nicht arbeiten musste – morgens schon gesungen hat „Wir fürchten nicht…“ (1), und wir überlegten alle zusammen, welchen Ausflug wir machen wollten. Auch hatte er Spaß daran, mit Menschen zu diskutieren. Samstags ging er – und nahm mich mit – seine Zeitung „Hamburger Volkszeitung“ (Zeitung der KPD) zu verkaufen. Das war so ca. 1950. In Hamburg wurden nach dem Krieg viele Menschen in sogenannten „Nissenhütten“ (runde Blechhütten, die oft auf Sportplätzen aufgebaut waren und mit vielen Personen belegt waren) untergebracht, es waren noch nicht genug Wohnungen wieder gebaut worden. Ins Nissenhüttenlager gingen wir also und versuchten, die Leute zum Kauf der Zeitung zu bewegen. Auch an Gedenkmärsche für die Opfer des Faschismus von Barmbek bis Friedhof Ohlsdorf kann ich mich erinnern – auch dazu nahm er mich mit. Das war damals für mich als Kind ein weiter Weg und von den Reden habe ich nicht viel mitbekommen. Nach dem Verbot der KPD 1956 wurde er, vorher Verlagsleiter, arbeitslos. Dann arbeitete er im Heinrich-Bauer-Verlag. Er wurde zunehmend stiller und versuchte, eine Rente wegen in der Nazizeit erlittenen Unrechts (Wiedergutmachung) durchzusetzen. Ich habe das zu meiner Kinder- bzw. Jugendzeit nicht verstanden, warum das wichtig für ihn war.
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