Vor 80 Jahren: 1940/1941

Vor 80 Jahren – 1940

Im Januar 1940 beschließt der SPD-Parteivorstand einen Aufruf: „Macht Euch nicht mitschuldig! Beide Völker, die Polen und die Tschechen, werden ausgeraubt und geplündert. Hitlers Ziel ist es, ihnen durch Massenmorde, physische Zerstörung ihrer kulturellen Führer und durch Unterdrückung ihres gesamten Geisteslebens den tödlichen Schlag zu versetzen.“

Die Auslandsleitung der KPD, geleitet von Karl Mewes, schickt Beauftragte zur Bildung einer neuen Inlandsleitung nach Deutschland. Ende 1939 / Anfang 1940 waren in Berlin 94 Mitglieder der KPD verhaftet worden.

Am 11. Februar 1940 wird ein Wirtschaftsabkommen zwischen Deutschland und der Sowjetunion in Moskau geschlossen.

Beginn der Vernichtung sog. „Geisteskranker“. Hitler hatte im Oktober 1939 den „Euthanasieerlass“, die Ermordungsaktion gegen „lebensunwertes Leben“ (T 4) unterzeichnet. Beginn der Vernichtung in den Anstalten Brandenburg- Görden, Grafeneck und Hartheim, wenige Monate später in Sonnenstein, Bernburg und Hadamar. 
Februar 1940: Beginn der Deportation von jüdischen Deutschen in polnische Ghettos. Zahl der Sondergerichte seit 1938 auf 55 verdoppelt. 

Am 1. März 1940 erteilt das Oberkommando Wehrmacht (OKW) Weisung zum Überfall auf Norwegen und Dänemark. Am 10. Oktober 1939 verhandelt Hitler mit dem norwegischen Faschistenführer Quisling, Hitler befiehlt anschließend die Erstellung einer Angriffsstudie für einen Überfall auf die beiden skandinavischen Länder. Am 12. März endet der Krieg zwischen Finnland und der Sowjetunion (Beginn am 30. November 1939). Am 18. März findet ein Treffen von Hitler und Mussolini statt. Mussolini erklärt die Bereitschaft zu Italiens Eintritt in den Krieg.

Am 20. März erfolgt Rücktritt der Regierung Daladier in Frankreich. Bereits im Herbst 1939 war die französische Kommunistische Partei (KPF) verboten worden und Tausende Mitglieder verhaftet worden. Sie werden – wie auch viele deutsche Exilanten – in Internierungslagern inhaftiert.

Am 9. April 1940 erfolgt der Überfall auf Norwegen und Dänemark. Am 9. und 10. April Untergänge der „Blücher“, der „Karlsruhe“, der „Königsberg“ und zweier weiterer deutscher Zerstörer bei Narvik, am 13. April Verlust weiterer acht Zerstörer. 140.000 deutsche Soldaten besetzen gegen Widerstand Norwegen, Quisling sabotiert die Verteidigung. Am 14. bis 18. April landen alliierte Truppen (ohne die noch neutralen USA) bei Harstad und Namsos. Sie werden Anfang Juni zurückgeschlagen und ziehen ab; Norwegen kapituliert am 10. Juni 1940.

Mai 1940: Die Wehmacht hat seit Sept. 1939 die Zahl der Divisionen von 108 auf 156 erhöht. Verstärkte Rundfunkpropaganda: „Reichsprogramm“ für 100 deutsche Sender eingeführt. Mai: Funkbefehl des Oberbefehlshabers der 18. Armee v. Küchler zur Besetzung von Rotterdam: „Widerstand ist mit allen Mitteln zu brechen, nötigenfalls ist Vernichtung der Stadt zu drohen und durchzuführen. 

Am 10. Mai 1940 fallen die dt. Truppen in die neutralen Staaten Belgien, die Niederlande und Luxemburg ein.

Im Mai 1040: Befehl Hitlers zur Schwerpunktverlagerung der Rüstung von Heeresmaterial auf U- Boote und Flugzeuge. Konzentration der Presse auf NSDAP-Presse-Trust, (ca. 300 Tageszeitungen mit 13 Millionen Auflage). 45 Tageszeitungen und 200 Zeitschriften stellen ihr Erscheinen ein.

5. Juli 1040: Beschluss des OKH zur Aufstellung eines Kolonialregiments.

17. August 1940: Umsteuerung der Rüstung auf 200 Heeresdivisionen (später 180 Divisionen), darunter Panzer- und motorisierte Verbände bis zum 1. April 1941. 

August 1940: Propagandaministerium verbietet der Presse die Berichterstattung über die inneren und sozialen Verhältnisse in der Sowjetunion. Verstärkte Propaganda für „Lebensraum im Osten“.

27. September 1940: Deutsch-italienisch-japanischer Vertrag: „Die Regierungen von Deutschland, -Italien und Japan sehen es als eine Voraussetzung für einen dauerhaften Frieden an, daß jede Nation den ihr gebührenden Raum erhält. Sie haben deshalb beschlossen, bei ihren Bestrebungen im groß-ostasiatischen Raum und in den europäischen Gebieten Seite an Seite zu stehen und zusammenzuarbeiten, wobei es ihr vornehmstes Ziel ist, eine neue Ordnung zu schaffen und aufrecht zu erhalten, die geeignet ist, Gedeihen und Wohlfahrt der dortigen Völker zu fördern. (…)“

Oktober 1940: Chef der Hitler-Jugend: Ausbildungs-Programm für berufsmäßige HJ-Führer. Achtjahresplan für Weltanschauung und vormilitärische Ertüchtigung.

November 1940: Konzentration der Wochenschauen bei UFA: wöchentlich werden 1900 Kopien für 20 Millionen Zuschauer über ganz Deutschland verteilt. 

Denkschrift des Rassenpolitischen Amtes der NSDAP, Gross (Auszug): „Bei der Behandlung der Fremdvölkischen im Osten müssen wir darauf sehen, soviel wie möglich einzelne Völkerschaften anzuerkennen und zu pflegen, (…) Ich will damit sagen, daß wir nicht nur das größte Interesse haben, die Bevölkerung des Ostens nicht zu einen, sondern im Gegenteil in möglichst viele Teile und Splitter zu zergliedern. (…) Für die nichtdeutsche Bevölkerung des Ostens darf es keine höhere Schule geben, als die vierklassige Volksschule. Einfaches Rechnen bis 500, Schreiben des eigenen Namens, eine Lehre, daß es ein göttliches Gebot ist, den Deutschen gehorsam zu sein. … Lesen halte ich nicht für erforderlich.“

Im Jahr 1939 wurde eine Reihe Hamburger Kommunisten – möglicherweise im Zusammenhang mit der Unterzeichnung des Nichtangriffsvertrages zwischen Nazi-Deutschland und der Sowjetunion – aus dem Konzentrationslager Sachsenhausen entlassen: Bernhard Bästlein, Franz Jacob, Gustav Bruhn, Robert Abshagen, Hein Bretschneider und andere Genossen. Sie nahmen die Tätigkeit im Widerstand wieder auf und intensivierten auch die Kontakte zwischen Norddeutschland und Berlin.

Ende 1939: Die (von den Nazis so genannte) Widerstandsorganisation „Rote Kapelle“ um Arvid Harnack und Harro Schulze-Boysen in Berlin festigt ihre Reihen und nimmt zu weiteren potentiellen Mitgliedern Kontakt auf. Sie ist vernetzt mit belgischen und französischen Widerstandsgruppen, geleitet u. a. von Leopold Klepper.

Vor 80 Jahren – 1941

21. Januar 1941: Deutsche Großbanken verhandeln über die Gründung einer zentralen Ölgesellschaft.

27. März 1941: Die Kontinentale Öl-AG (Konti-Öl) wird gegründet.

14. Mai 1941: Göring beruft einen Industrierat für Luftwaffengerät unter Leitung von Generalflugzeugmeister Udet.

Am 31. Mai 1941 beträgt die Zahl der Arbeitskräfte in Deutschland 1,7 Millionen weniger als im Vorjahr. Ursache sind die Einberufungen.

Anfang Juni 1941 wird der OKW-Plan (OKW: Oberkommando Wehrmacht) für Propagandamaßnahmen aktiviert. 12 PK-Kompanien des Heeres, 4 der Luftwaffe, 2 PK-Einheiten der Luftwaffe und 6 SS-Kriegsberichterstattungs-Züge sind aufgestellt für den (streng geheim gehaltenen) Kriegsbeginn gegen die Sowjetunion.

20. Juni 1941: Hitlers Erlass für ein Luftwaffen-Sonderprogramm (sog. Göring-Programm), das auf Kosten der Heeresausrüstung durchgeführt wird.

21. Juni 1941: Deutschlands Wehrmacht umfaßt 7 234 000 Mann, enthalten sind 5 000 000 im Feldheer und Ersatzheer, 1 680 000 Luftwaffe, 404 000 Kriegsmarine, 150 000 Waffen-SS. Die Sowjetunion beschloss erst im März 1939, die Industrieproduktion zu verdoppeln, in Fernen Osten und Sibirien auszubauen, besonders Schwer- und Verteidigungsindustrie. 

22. Juni 1941: Der deutsche Angriffs- und Vernichtungskrieg gegen die Sowjetunion beginnt im Morgengrauen. Beteiligt sind die Armeen bzw. Einheiten der faschistisch regierten Staaten Italien, Rumänien, Slowakei, Finnland, Ungarn, Spanien.

Der deutsch-sowjetische Nichtangriffs-Vertrag von 1939 wurde nicht widerrufen, keine Kriegserklärung erfolgte vor dem Angriff. Am ersten Tag zerstörte die dt. Luftwaffe allein 1200 sowjetische Flugzeuge, die Wehrmacht drang bis zu 400 km tief in die westlichen Gebiete der Sowjetunion ein.

22. Juni 1941: Die Bundeszentrale für politische Bildung formulierte (2012): „Die Sowjetunion kostete der bis zum 8./9. Mai 1945 dauernde Krieg gegen das Deutsche Reich (sic!!!) über 25 Millionen Menschenleben. Der Überfall auf die Sowjetunion ging als „Großer Vaterländischer Krieg“ in die sowjetische Geschichtsschreibung ein. Seitdem wird der Sieg über Nazideutschland jährlich mit einer Militärparade in Moskau gefeiert.“

26. Juni 1941: Der Überfall auf die Sowjetunion wird in einem Hirtenbrief der dt. katholischen Bischöfe als „Dienst am Vaterland“ begrüßt. 

30. Juni 1941: Der Vertrauensrat der dt. evangelischen Kirche begrüßt den Kriegsbeginn als „Kampf gegen den Todfeind aller Ordnung und christlich-abendländischen Kultur“ (in einem Telegramm an Hitler).

Im Juli 1941: Nach dem Überfall auf die Sowjetunion bauen die Kommunisten Franz Jacob, Bernhard Bästlein, Robert Abshagen und Oskar Reincke eine illegale KPD-Betriebszellen-Organisation in mehr als dreißig norddeutschen Werften und Fabriken auf. Siehe auch den Eintrag unter November 1940. Die vier Genannten werden 1944 zum Tod verurteilt und hingerichtet. 

14. Juli 1941: Weisung des OKW: Rüstungsschwerpunkt liegt wieder auf Luftwaffe und Marine.

30. Oktober 1941: „Verordnung über das eiserne Sparen“ erlassen. Sie beinhaltet die Einbehaltung von 10 % aller Löhne zum Zweck des Abbaus des Geldüberhangs, bis 1943 wird die Verordnung überall eingeführt. 1941 werden allein 14 Mrd. Reichsmark für Rüstung einbehalten und umgeleitet.

Diese historischen Daten werden in Kürze ergänzt.