Gedicht des Monats: Das ist’s

von Hilde Meisel

Das ist‘s, was dir im Leben Stärke und Zuversicht und Kühnheit gibt:
Dass du‘s alleine nicht bist, der Wahrheit, Gerechtigkeit und Freiheit liebt;

dass Tausende von Menschen kämpfen für das Ziel, das auch du erstrebst,
dass Tausende von Menschen starben für das, wofür du kämpfend lebst.

Das ist es, was an schweren Tagen erneut dir Kraft und Mut verleiht:
Dass andere gelitten haben in unvergleichlich härtrer Zeit;

dass keine Macht sie hindern konnte und keine Opfer und Gefahr,
den schweren Kampf ums Recht zu führen, der manchmal dann erfolgreich war.


Hilde Meisel, auch Hilde Monte genannt, war bei der „Machtergreifung“ des Nationalsozialismus gerade 19 Jahre alt und kam aus der Jugendbewegung (aus dem Bund des im KZ ermordeten Hans Litten). Ihre Familie – sie war Jüdin – emigrierte, und auch Hilde Meisel ging ins Ausland, kam von dort aber immer wieder illegal nach Deutschland zurück, um für eine sozialistische Widerstandsgruppe Kurierdienste zwischen In- und Ausland zu leisten. Nebenher veröffentlichte sie schon früh Beiträge politischer und ökonomischer Art; 1940 erschien beim Victor Gollancz Verlag in London eine Schrift von ihr über die Möglichkeiten einer europäischen Einigung. Im Frühjahr 1945 ging sie von der Schweiz aus ein letztes Mal illegal nach Deutschland, um dort zu helfen. Auf dem Rückweg wurde sie an der Grenze von einer SS-Patrouille erschossen.

Quelle: https://www.volksbund.de/fileadmin/redaktion/Mediathek/LV_Bayern/Widerstand_gegen_den_Nationalsozialismus_Lehrerhandreichung.pdf