Der Text von Max Czollek führte zu kritischen, nachdenklichen, zustimmenden und zornigen Reaktionen. Wir stellen diesen, zunächst internen „Briefwechsel“ nach Abstimmung mit den Autor*innen nun so ins Netz. Er ist ein Meinungsstreit über die Bewertung der deutschen Geschichte mit dem zugleich Strategien für eine demokratische Gesellschaft in den Blick geraten.
Der Meinungsstreit geht los …
Zunächst forderte der Czollek-Text Widerspruch heraus, der in drei Aspekten zusammengefasst ist:
Ich bin etwas unglücklich mit dem Text vor Max Czollek auf unserer Website. Drei Perspektiven auf den Text ermutigen mich für eine Neubewertung. 1. Die Niederlage der Linken. Daraus folgt für mich, Dogmatismus nicht unwidersprochen stehen zu lassen. 2. Unser Bemühen, in Schulen Aufklärungsarbeit zu leisten, zwingt uns dazu, nachvollziehbar zu argumentieren. 3. habe ich vom Berliner Mädchenchor gehört, der für sein Anne-Frank-Projekt geehrt wurde (https://stimmenueberleben.de/).
Zu 1.Schwarz-Weiß-Denken
Das offizielle deutsche Verständnis der Erinnerungskultur repräsentiert durch Steinmeier und Weizäcker (z.B. mit dem Wunsch nach Versöhnung) führe zum “Versöhnungstheater“.
Ich habe die Worte Weizäckers damals als hilfreich und auch als überfällig empfunden, ähnliches gilt auch Steinmeiers Äußerungen. Sie als „Versöhnungstheater“ zu definieren, konstruiert eine überflüssige Abgrenzung zur „bürgerlichen“ Mitte hin und ist für die politische Praxis schädlich.
Zu 2. Eine unsaubere Argumentation
Die Gleichsetzung von Erinnerungskultur, (deren Kern die Anerkennung von Schuld ist) und Versöhnung, (die aus Sicht C´s nur die Täter entlastet), die dem Bundespräsidenten unterstellt wird, ist in seiner Rede (zumindest den genannten Zitaten) nicht zu erkennen. Aus meiner Sicht sind das zwei verbundene Themen – das erste eine Voraussetzung des zweiten –, die man nicht gegeneinander ausspielen sollte.
Die Analogien, die Czollek. für gewichtige Vorgänge bemüht die geliehene/ geschenkte Bohrmaschine, Pizza und Cola) werden dem in Frage stehenden Problemen in keiner Weise gerecht; zudem – das ist wenig überzeugend – wird ein ungenanntes Gegenüber zitiert und widerlegt.
Zu 3. Keine klaren Grenzen, wo das „Versöhnungstheater“ beginnt.
Wer vermag wirklich zu sagen, welches die Motive der soeben mit einem Preis geehrten Mädchen sind? Sie setzen sich im Rahmen eines Chorprojektes mit dem Tagebuch der Anne Frank und dem Thema der jüdischen Verfolgung auseinander. Ist das nur „Versöhnungstheater“? Und wo gibt es immer nur die hehren Absichten?
Dieses Beispiel steht für andere: Wer es nicht so ehrlich und engagiert (wie wir) meint, wird abgewertet. Das zielt auf potentielle „bürgerliche“ Bündnispartner:innen. Es schwächt die Auseinandersetzung mit dem Neofaschismus.
Nach den Wahlen habe ich viel nachgedacht – dies sind nun meine Schlussfolgerungen für den konkreten Fall. Ich rege daher an, den Text wieder von unserer Webseite runterzunehmen.
wps
Darauf folgte eine Entgegnung, die sich mit den drei kritisierten Aspekten auseinandersetzt und den Czollek-Text kritisch würdigt.
Deine Kritik an Max Czollek hat mich dazu gebracht, seinen Essay noch einmal gründlicher zu lesen. Am Anfang habe ich mich mit Dir über ihn geärgert, mir war das Ganze zu polemisch, aber auch zu wortreich, als würde er einen Gedanken immer wieder in Variationen wiederholen.
Mehr und mehr habe ich dann allerdings begonnen, ihn anders zu lesen und dabei den Eindruck gewonnen, dass er wichtige Fragen stellt, denen wir uns unsererseits stellen, auf die wir Antworten finden sollten. Ich hoffe, dass mein Nachdenken über Deine 3 Punkte uns dabei helfen kann und würde gern in der Geschichtsgruppe am Mittwoch über diese Fragen sprechen, was hältst Du davon?
Zu 1.
Czollek beschreibt das mea culpa der wohlmeinenden Linksliberalen oder auch der aufgeklärten ‚bürgerlichen Mitte‘ als kaum verhüllte Forderung nach „Wiedervereinigung des Getrennten“ und einer „Versöhnung“, die sie glauben, sich durch die von vielen gelobte „deutsche Erinnerungskultur“ verdient zu haben.
Er dagegen verweigert die Versöhnung, Vergebung, Erlösung von der Schuld, für ihn gibt es keine wieder-gut Machung. Für ihn „wird nie wieder alles gut“, auch wenn er es nachvollziehbar findet, „dass die Einsicht in die Verbrechen der eigenen Vorfahren einhergeht mit dem Wunsch nach Vergebung. Aber es muss klar sein, dass es sich dabei um den Ausdruck der Bedürfnisse eines bestimmten Teils der Gesellschaft handelt. Nämlich der Täter*innen und ihrer Nachkommen. Insofern dieses spezifische Bedürfnis in der deutschen Erinnerungskultur, in Reden von Bundespräsidenten, in Interviews oder bei Publikumsgesprächen als universell behauptet wird, möchte ich von einem Versöhnungstheater sprechen“.
„Insofern das Bedürfnis nach Vergebung als universell behauptet wird“ – diese entscheidende Einschränkung taucht in Deiner Zusammenfassung nicht auf. Damit verkürzt Du seinen Gedanken und stellst Dich schützend vor diese „offizielle deutsche“ Version von Erinnerungskultur.
Zu 2.
Auch ich habe manche Worte Weizsäckers und Steinmeiers manchmal als hilfreich empfunden – und denke heute, dass ich dabei nicht genau genug hingehört habe auf ihre Betonung der Versöhnung und Vergebung, ihr implizites „und vergib uns unsere Schuld“. Czollek hat mir mit seinem Essay und seinem polemisch-zuspitzenden Begriff „Versöhnungstheater“ geholfen, klarer zu denken, auch wenn die Verwendung dieses Begriffes vielleicht taktisch nicht sinnvoll ist für den Versuch, Menschen aus der bürgerlichen Mitte zu gewinnen – oder könnte es uns bei den Gutwilligen vielleicht doch auch gelingen, sie für dieses Nachdenken zu gewinnen?
Du schreibst, für Dich sei die Anerkennung von Schuld verbunden mit dem Thema Versöhnung. Mir geht es dagegen mit Max Czollek darum, das zu trennen, ich bleibe erst einmal bei dem, was für Dich „Voraussetzung“ ist, so als würde es sich erst erfüllen in der Versöhnung. Ich bin mir bei der Versöhnung nicht so sicher, das ist nicht mein Thema, zumal ich nicht von einer tiefgehenden „Anerkennung von Schuld“ in der Mehrheitsgesellschaft der BRD überzeugt bin, der Schoß ist zu fruchtbar noch/schon wieder, Barbarei durchaus eine Perspektive.
Zu 3.
Ich glaube, dass Czollek durchaus klare Grenzen setzt, „wo das Versöhnungstheater beginnt“, nämlich dort, wo Erinnern und Anerkennung von Schuld für sich genommen nicht genügen, also in einer Version von Erinnerungskultur, die sich erst in der „Vergebung“, der „Wiedervereinigung des Getrennten“ verwirklicht, oder sich gar vollendet, ent-schuldigt in einem „wie auch wir vergeben“ …
Ich habe viel über den Text von Czollek und Deinen Text nachgedacht – diese Kontroverse finde ich wichtig, ich fände es gut, sie öffentlich auf unserer Webseite zu führen und dabei im Blick zu haben, wie wir auch potentielle „bürgerliche“ Bündnispartner:innen in diese Diskussion einbeziehen können.
kf
Die Diskussion zieht weitere Kreise. Nun folgt ein Text, der sich weitaus skeptischer liest …
Gedanken zu Max Czollek
Die Intervention von W.P. hat mich dazu bewogen, den Text von Max Czollek über das „Versöhnungstheater“ noch einmal zu lesen.
Beim ersten (Über)Lesen hatte ich den Eindruck mitgenommen, jawohl, Max Czollek hat vielleicht recht, der Wunsch nach „Versöhnung“ bringt bei allen Nicht-Opfern den Wunsch zum Ausdruck, die Opfer von Rassismus, Gewalt, Ermordung, Verfolgung, Sachbeschädigung und Diebstahl dazu zu bewegen, die Täter freizusprechen und auf die Widerherstellung ihrer Rechte zu verzichten. Und ja, vielleicht ist eine „Entschuldung“ „auf ewig“ unmöglich.
Nun habe ich noch einmal gelesen. Und ich spüre einen deutlichen Ärger aufsteigen, dass Max Czollek alle nichtjüdischen Menschen guten oder schlechten Willens in einen Topf wirft, aus dem sie nicht herauskommen können. Der Ärger entsteht nicht deshalb, weil Max Czollek auch hier vielleicht recht hat, sondern weil er eine Konstruktion aufbaut, die den Kritiker „automatisch“ ins Unrecht setzt, weil jede Kritik der Beweis dafür ist, dass Max Czollek recht hat (man kennt das aus der Psychologie).
Ich empfinde diese Argumentationsfalle für alle Aktivitäten und Argumentationen „gegen Rechts“ und für eine umfassende Erinnerung an unsere Geschichte als wenig hilfreich.
Was sollen wir armen Teufel also machen, die wir zum Glück keine Opfer sind? Je mehr wir uns (auch als angeheiratete) Kinder und Enkel des Widerstands darum bemühen, die Geschichte zu erforschen, die Erinnerung wachzuhalten, kulturelle und politische Veranstaltungen zu organisieren, die Entwicklung nach rechts zu bekämpfen, die nachfolgenden Generationen mit Argumenten zu versehen, um so leichter können unsere Anstrengungen als „Versöhnungstheater“ dekonstruiert werden.
Ich kann schwer mit einem Text (oder einem Autor) umgehen, der so fürchterlich recht hat und keine Lücke lässt, seinem Verdikt zu entgehen (wir haben uns oft genug mit Genossen beschäftigt, die so fürchterlich recht hatten, ohne dass ich damit sagen will, dass Max Czollek zu ihnen gehört. Ich will nur meine Empfindlichkeit erklären). Ich kann auch einen Text schwer ertragen, der die Suche nach Bündnispartnern mit einer solchen Vergeblichkeits-Hypothek belastet (ich finde die Rede von Präsident Weizsäcker von 1985 nach wie vor phantastisch, wir sollten sie und vielleicht sogar gemeinsam noch einmal als Video ansehen).
Am Ende: Ich glaube, der Text tut unseren Anstrengungen nicht gut, wenn er als erste Äußerung auf der Web-Seite erscheint. Ich gehe nämlich nicht davon aus, dass wir uns an einem „Versöhnungstheater“ beteiligen, sondern empfinde unser (auch mein) Anliegen als ehrlich, wichtig und produktiv.
rvh
Die Diskussion geht nun dazu über, vom Czollek-Text als Ausgangspunkt, eine politische Perspektive zu beschreiben …
Wo geht´s jetzt lang und wo endet alles?
Weizäckers Worte zum 40. Jahrestag der Befreiung drückten das aus, wofür Antifaschisten, zunehmend mit anderen Kräften der Gesellschaft, lange gestritten hatten. Für mich ist es unverständlich, sie zu verurteilen. Vielleicht sollten wir sie zum Aufhänger nehmen, um über (aktuelle) Politik zu streiten.
Die heutige Gesellschaft unterscheidet sich radikal in einem wichtigen Punkt von der späten Kohl- und frühen Merkelzeit: Demokratie und Rechtsstaat waren stabil. Das Land wurde konservativ regiert, (mit Herabsetzungen und Benachteiligungen, z.B. für progressive Kräfte, z.B. Berufsverboten), eine wirkliche Gefahr profaschistischer Regierungsbeteiligung gab es jedoch nicht. Das ist heute anders. Besser und auch gefährlicher. Ein Reformlager ist an der Regierung. Die Merz-CDU muss sich in der Opposition profilieren, da wird es zwangsläufig Gemeinsamkeiten mit der AFD geben. (Und sie gab es auch schon, z.B. die Parlamentsmehrheit gegen den öffentlich-rechtlichen Rundfunk in Sachsen-Anhalt) Ob es weitere Zusammenarbeit geben wird, wird sich zeigen. Vielleicht haben wir in vier Jahren eine Rechtsregierung: eine faschistische Partei, eine offen reaktionäre (der moderate Flügel der AFD) und eine CDU die „das schlimmste verhindert“. Unsinn? Als 1932 die KPD die SPD-Führung zum Hauptfeind erkor, (und umgekehrt) hatten sich die Mitglieder dieser Parteien nicht vorstellen können, bereits ein Jahr später so brutaler Verfolgung ausgesetzt zu sein.
Noch stellt sich der überwiegende Teil der Mitte der Gesellschaft den rechten Kräften entgegen. Mehreren Expert:innen zur Folge sind jedoch schon jetzt 25-30% der Menschen so unpolitisch, dass sie sämtliche Informationen nur noch aus ihrer Netzblase beziehen. Nicht zuletzt deshalb ist „Elitenbashing“ (Die Eliten als Versager und Lügner) ein probates Mittel für rechte Kräfte. In solchen Zeiten, die Mitte (stellvertretend die ehemaligen Bundespräsidenten) mit Hilfe fragwürdig interpretierter Zitate zu diffamieren, ausgerechnet mit der vielleicht wichtigsten Rede der Nachkriegsparlamentsgeschichte, nenne ich pseudoradikal und kontraproduktiv. Erinnert seien deshalb die Worte des KPD-Vorsitzenden Max Reimann, der bei der Verabschiedung des Grundgesetzes prophezeite, dass die Kommunisten die im Grundgesetz verankerten demokratischen Rechte verteidigen werden (müssen).
Aber es geht mir nicht nur um die Interpretation Czolleks Aussagen. Wie schlüssig ist die Argumentation selbst?
Ich füge aus Czolleks Aussagen das folgende Bild zusammen.
Czollek zitiert den damaligen Bundespräsidenten Weizäcker, der seinerseits eine jüdische Weisheit zitiert und daraus folgert …“Diese Erfahrung schafft Hoffnung, sie schafft Glauben an Erlösung, an Wiedervereinigung des Getrennten, an Versöhnung.“
Daraus interpretiert Czollek, dass Weizäcker Versöhnung gefordert hat.
Bundespräsident Steinmeier spricht in Yad Vashem (Israel) über Versöhnung zwischen Deutschland und Israel. Die bedingungslose Unterstützung Israels durch die Bundesrepublik ist doch tatsächlich mit dem Begriff von Versöhnung noch fast untertrieben. Wo ist da das Theater?
Diese Belege reichen, beide Bundespräsidenten des Versöhnungstheaters zu beschuldigen. Das ist eigentlich zu haarsträubend. Czollek relativiert:
„Aber es muss klar sein, dass es sich dabei (bei dem Wunsch nach Versöhnung d.-V.) um den Ausdruck der Bedürfnisse eines bestimmen Teils der Gesellschaft handelt. Nämlich der Täter*innen und ihrer Nachkommen. Insofern dieses spezifische Bedürfnis in der deutschen Erinnerungskultur, in Reden von Bundespräsidenten, in Interviews oder bei Publikumsgesprächen als universell behauptet wird, möchte ich von einem Versöhnungstheater sprechen.“ Aber wo bitte behaupten Weizäcker und Steinmeier Versöhnung als universell? Spätestens ab hier, wird es für mich schwer, ihn zu verstehen. Ich interpretiere das so: C greift hier zu einer weiteren Interpretation um den Begriff Erinnerungstheater für die Reden der Bundespräsidenten plausibel zu machen: universell meint bekanntlich allumfassend. Und in einer Erinnerungskultur die allumfassend ist, sind natürlich die Täter quasi automatisch mit Versöhnungsanspruch dabei. Deshalb darf man behaupten, Weizäcker und Steinmeier spielten und spielen Versöhnungstheater. So ist das.
wps
Dieser Text liefert einen Beitrag zur Bedeutung der politischen Mitte und lädt damit zu einer weiterführenden Debatte ein.
Ich möchte mich nicht weiter an Czollek abarbeiten. In diesem Beitrag geht es mir darum, den Wert einer demokratischen Gesellschaft – die naturgemäß in Interessengruppen aufgespalten ist – zu verteidigen. Eine solche Perspektive erkennt eine politische Mitte als solche an und braucht sie nicht als Feindbild.
Czolleks Gesprächswiedergabe mit einer Person im öffentlich-rechtlichen Fernsehen ist sicherlich nicht zufällig gewählt. Die Aussage der zitierten Person ist so naiv, dass sie von einem/r Praktikant:in kommen könnte, als Steilvorlage für eine Polemik ist sie allerdings gut geeignet. Weniger gut geeignet sind anonyme Zitate als Beweismittel.
Für mich jedenfalls ein willkommener Aufhänger Euch auf die aktuell wiederholte 10-teilige Serie des ZDF hinzuweisen: Krieg und Holocaust – der deutsche Abgrund (mit neuen Forschungsergebnissen dazu) in der ZDF Mediathek abzurufen: https://www.zdf.de/suche?q=Krieg+und+Holocaust+-+Der+deutsche+Abgrund&synth=true&sender=Gesamtes+Angebot&from=&to=&attrs=&abName=ab-2021-12-27&abGroup=gruppe-c
Und zu unserem Thema: Der Chefredakteur des ZDF Peter Frey ist mit der Dokumentation „Krieg und Holocaust“ in Rahmen der „Transparenzoffensive“ des ZDF bei der Jüdischen Gemeinde in Frankfurt zur Gast gewesen, um über diese Produktion und das Thema zu diskutieren. Titel der Veranstaltung, die Auftakt der ganzen Reihe ist: „Schluss mit Schlussstrich?!“ https://jg-ffm.de/de/termine-neues/vergangenes/2021-11-04-diskussion-schluss-mit-schlussstrich
In unserer Debatte geht es ja um ein Geschichtsbild, die Bedeutung der politischen Mitte und seine Konsequenzen für das politische Handeln. Deshalb greife ich die Herabsetzung des öffentlich- rechtlichen Fernsehens auf. Der öffentlich-rechtliche Rundfunk zeichnet sich aus durch einen öffentlichen Auftrag (Kultur, Meinungsvielfalt), öffentliche Finanzierung (feste Beiträge, statt nach der Gnade der Machthabenden zu bewilligende Steuermittel) und öffentlicher Kontrolle (durch den Fernsehrat, dessen Mitglieder aus gesellschaftlichen Organisationen kommen. Vorsitzende ist Maren Thieme von der Welthungerhilfe. Mehr zu den Mitgliedern, ihren Sitzungen, Tagesordnungen, Beschlüssen, Bezügen, Sitzungsteilnahme u.a.m. unter ZDF.de das Unternehmen, Gremien: https://www.zdf.de/zdfunternehmen/gremien-102.html)
Wer sich für Kosten von Filmen, Projekten u.a.m. interessiert, dem sei das dort befindliche „Transparenzportal“ empfohlen.
Nachdem die britische BBC von den Tories geschwächt wurde, ist das öffentlich-rechtliche deutsche Fernsehen wohl weltweit, neben Schweden und Norwegen (in Finnland von den „Wahren Finnen“ beschädigt) Spitzenreiter in Sachen demokratischer Rundfunkkultur. Also weder staatlich kontrolliert noch mit dem gewinnorientierten Kommerzfernsehen (den „Privaten“) zu vergleichen. Ein gezielter Finanzmittelentzug durch AFD und CDU in Sachsen-Anhalt wurde bekanntlich durch das Bundesverfassungsgericht gestoppt.
Um den Blick für das Wesentliche zu behalten: hier geht es nicht um der Ärger oder die Freude am konkreten Programm. Auch nicht darum, (vermeintlich) unliebsame Journalisten kalt zu stellen. Hier geht es um den gesetzlichen Programmauftrag und um journalistische Qualität und Unabhängigkeit. Eigenschaften wir angesichts der im Netz geteilten „Nachrichten“ dringend brauchen. Wer das im Blick hat, den schmerzen verständlicherweise überflüssige Angriffe von Menschen, die es besser wissen sollten.
Ich bin mir bewusst, mich mit diesem Artikel weit aus dem Fenster gelehnt zu haben. (Ja, ich ärgere mich auch oft über das Programm!) Umso gespannter bin ich nun auf die Reaktionen.
wps