»Zwei Leben für die Befreiung«
Tiefe Einblicke ins »Jahrhundert der Extreme«
bieten Ihnen diese beiden Lesebücher aus der Sicht des Widerstands gegen die NS-Terrorherrschaft.
Die Portraits zweier Kämpfer:innen
für Gerechtigkeit, Gleichberechtigung und Menschlichkeit, mit einem der bedeutendsten Tatsachenberichte über den KZ-Terror, geschrieben von Harry Naujoks, sowie der ersten Biografie über die fast vergessene Kämpferin Martha Naujoks vom Historiker und Autor Henning Fischer sind Schwerpunkte der Lesebücher.
23 Originaltexte, Beiträge von 50 Autor:innen
zum XX. Jhdt. ergänzen diese Bücher zu einem außergewöhnlichen, schön gestalteten, biblophilen Geschichtswerk. Zum 80 Jahrestag der Befreiung von Verfolgung, Völkermord und Vernichtungskrieg präsentieren wir
eine große Würdigung des Widerstands.

»47 Beiträge zum Thema Faschismus von unterschiedlichen linken Autor*innen machen das Kompendium zu einem Lesebuch über Widerstand und Verfolgung. Die beiden Bände setzen Maßstäbe, wie in einer Zeit, in der die Zeitzeug*innen nicht mehr leben, mit der Geschichte des antifaschistischen Widerstands umgegangen werden könnte.«
Peter Nowak in »antifa« 3/2025
1 Aktuelles
Mehr als 50 Besucher:innen kamen am 22. Februar ins FORUM, wir feierten zum Dank für vielfältige Unterstützungen zusammen mit Förderern, Helfer:innen und Autor:innen. Zunächst musste Andre Rebstock den Tod unseres Freundes, Co-Autors und Mit-Herausgebers Rainer Naujoks bekanntgeben (siehe oben). Die Gruppe Kinder des Widerstands und die Redaktion werden in Kürze zu einer Erinnerungs- und Würdigungs-Feier für Rainer Naujoks, den manche von uns mehr als 60 Jahre kannten und schätzten, einladen.
Andreas Meyer, Vorsitzender des Deutschen Sachsenhausen-Komitees, die Historiker und Autoren Hermann Kaienburg, sowie Henning Fischer und unser Redaktionsmitglied und Autor Rüdiger von Hanxleden berichteten aus ihren unterschiedlichen Perspektiven über die Bedeutung des Werks von Harry Naujoks für die Forschung und die erste Biografie über das dramatische Leben von Martha Naujoks, die Henning Fischer verfasst hat.
Die Urenkelin von Anita Sellenschloh, Polly Neu (20), sowie die junge Psychologin Frederike Aschemeyer (32), die in der von den Kindern des Widerstands initiierten Forschungsgruppe zu transgenerationellen Weitergaben von Widerständler:innen und Verfolgten an die nachfolgenden Generationen mitarbeitet, berichteten über ihre Eindrücke beim Blättern in den beiden Bänden.
Die ersten 30 Doppelbände unserer Lesebücher waren Mitte Februar eingetroffen, die gesamte Auflage wird am 13. März den Hamburger Hafen erreichen. Die Druckerei bat uns, auf schnellere Lieferung per Zug zugunsten von mehr Sicherheit zu verzichten.
2 Die Lesebücher
Diese Lesebücher beschreiben die Lebensgeschichten zweier selbstbewusster Menschen aus Arbeiterfamilien und zugleich fast ein Jahrhundert voller Kämpfe, Kriege und dramatischer Wendungen, die für beide oft lebensbedrohlich waren.

3 Autor:innen | Gestaltung | Redaktion
23 für diese Lesebücher verfasste oder erstveröffentlichte Originalbeiträge, Essays, Artikel, Biografien, Interviews von:
Peter Badekow, Henning Fischer, Christian Gotthardt, Rüdiger von Hanxleden, Jonas Jakubowski, Susan Johannsen, Hermann Kaienburg, Jon Kornell, Hein Meyn, Harry Naujoks, Rainer Naujoks, Ille Wendt, Mascha Kirchner.
Weitere Beiträge, Interviews, Reden, Auszüge von:
Theodor W. Adorno, Franz Ballhorn, Juliane Brauer, Bertolt Brecht, Luciano Canfora, Max Czollek, Umberto Eco, Valentin Falin, Erich Fromm, Jiří Hájek, Michael Hardt / Antonio Negri, Ulrich Herbert, Eric Hobsbawm, Katharina Jacob, Heinz Junge, Hermann Kaienburg, Volkhard Knigge, Jürgen Kocka, Ishay Landa, Hermann Langbein, Harry Naujoks, Martha Naujoks, Miklós Nyiszli, Ulla Plener, František Potuček, Wilhelm Reich, Eugen Ruge, Fritz Selbmann, Lucien Sève, Lucie Suhling, Leon Szalet, Carl von Tyszka, Helmuth Warnke, Peter Weiss, Arnold Weiss-Rüthel, Florian Wilde, Andreas Zick / Nico Mocros, Gerda Zorn.
Acht frühere Häftlinge des KZ Sachsenhausen gehören zu den Autoren. Ihre Namen sind fett gedruckt.

Zur Gestaltung:
Wir bedanken uns herzlich bei dem Team, das zum Gesamt-Erscheinungsbild dieser Lesebücher entscheidend beigetragen hat! Der in Fachkreisen sehr namhafte Gestalter Max Bartholl hat das Basislayout und die Auswahl einer besonders gut lesbaren modernen Schrifttype (Between 1, entwickelt von Akira Kobayashi), sowie die Gestaltung der abgestuften Headlines vorgenommen. Ilja Badekow als erfahrener »Produktioner« und Schriftsetzer sowie Andrea Späth gestalteten das umfangreiche Seitenlayout, insbesondere Andrea erfreute uns mit einer Vielzahl typografisch hervorgehobener Gestaltungen, die das Lesen oft überraschend machen und die wichtige Gedanken, Äußerungen, Fakten hervorheben. Andrea gestaltete auch die Zäsurseiten mit den Zitaten. Sie hat wesentlich dafür gesorgt, dass wir ein bibliophiles Werk zustande brachten. Andre Rebstock entwarf ein siebenspaltiges Grundraster, das als Basis »unterhalb« der Layouts wirkt. Er stellte die Zitat- und Bildauswahl der Zäsurseiten zusammen.
Die Redaktion:
Peter Badekow, Rüdiger von Hanxleden, Rainer Naujoks, Andre Rebstock. Bis zur redaktionellen Fertigstellung gehörte Henning Fischer zur Redaktion. 2021 / 2022 gehörte auch Mascha Kirchner zur Redaktion.

Eine traurige Nachricht
Wir erfuhren am 19. Februar 2025, dass unser Freund, Redaktionsmitglied, Co-Autor, kluger Impulsgeber und Mit-Herausgeber Rainer Naujoks am Abend des 18. Februar verstorben ist.
Rainer Naujoks wurde 78 Jahre alt, er starb nach langer schwerer Krankheit. Mehrere von uns »Kindern des Widerstands« kannten und schätzten Rainer seit mehr als 60 Jahren – als Freund in der gemeinsamen Jugendgruppe der Freigeistigen Jugend – als qualifiziertes Mitglied einer gemeinsamen politischen Song- und Blues-Gruppe – als Partner in einer jungen Liebe.
An der Hamburger Uni war er Mitgründer der Hochschulgruppe der DKP und langjährig auch im MSB aktiv. Ende der 80er Jahre arbeitete Rainer einige Monate im Röderberg-Verlag und im Pahl-Rugenstein-Verlag. Nach seiner Rückkehr in seine Heimatstadt Hamburg lebte er von Cello- und Violin-Unterricht bis kurz vor seinem Tod.
Rainer war nach dem Tod seines Vaters Harry Naujoks 1983 – zunächst noch zusammen mit Martha Naujoks – jahrzehntelang im »Sachsenhausen-Komitee für die Bundesrepublik Deutschland« aktiv. Er durfte in einer sehr schönen Rede zur Eröffnung des Depots für das Privatarchiv von Harry Naujoks auf dem Gelände des früheren KZ Sachsenhausen 2017 seinen Vater ausführlich und feinfühlig würdigen.
Rainer hatte, wie manche Kinder von Verfolgten und Widerständlern, in seinem Leben mit Traumata und auch mit schweren Schicksalsschlägen zu kämpfen.
Wir sind Rainer sehr dankbar, unser gemeinsames Großprojekt der Lesebücher über Harry und Martha Naujoks und das »Jahrhundert der Extreme« mit einer Vielzahl von Ideen, Gedanken, Materialien zur Forschung und Fotos zur Gestaltung der beiden Lesebücher begleitet und befeuert zu haben.
Er konnte die gesamte Entstehung und schließliche Fertigstellung der beiden umfangreichen Lesebücher bis zu den letzten Entscheidungen noch mitgestalten. Wir wissen von seiner Frau Elisabeth, dass er sich sehr gefreut hat, die ersten fertigen Bücher noch erhalten zu haben.
In zwei ausführlichen Gesprächsaufzeichnungen der »Naujoks-Runde«, unserer Redaktionsgruppe, schilderte Rainer auch seine eigenen Wahrnehmungen und Befindlichkeiten als Kind zweier eigenständiger und eigenwilliger politischer Persönlichkeiten – seine Äußerungen sind in einer Gesprächsmontage in Band 1 nachzulesen.
Wir sind uns sicher, dass Rainer die Bände »Zwei Leben für die Befreiung« auch als das Vermächtnis eines Nachkommens von Kämpfer:innen gegen Willkürherrschaft, Terror, Massenmorde verstanden hat: sein Vermächtnis.
In den nächsten Tagen möchten wir eine ausführliche Würdigung versenden und zu einer kleinen Veranstaltung zur Erinnerung und Ehrung dieses wunderbaren Menschen einladen.
Andre Rebstock
Hamburg, den 23. Februar 2025
für die »Naujoks-Runde« der Kinder des Widerstands
4 Martha Naujoks | Harry Naujoks

Die Lebensgeschichte von Martha Naujoks wird zum ersten Mal erzählt. „Das vergessene Leben der Martha Naujoks“ von Henning Fischer beschreibt, wie sie schon als Jugendliche an Arbeiteraufständen teilnimmt, bis 1935 in Hamburg im Widerstand gegen den Nazismus aktiv ist und sich im Moskauer Exil lebensgefährlicher Denunziationen erwehren muss. 1945 kann sie zurückkehren. (Band 1)

Die Erinnerungen von Harry Naujoks »Mein Leben im KZ Sachsenhausen« sind eine kommentierte Neuedition des Historikers Henning Fischer, initiiert und redaktionell begleitet von den Herausgebern Kinder des Widerstands und Rainer Naujoks. Harry Naujoks war «Lagerältester», eine von der SS erfundene Häftlingsfunktion als Vollzugsorgan der SS. Als erfahrener Arbeiterfunktionär nutzte er die Funktion zum Aufbau einer Widerstandsgruppe, zur Hilfe für Häftlinge und zur Rettung vieler Menschenleben im KZ, eine lebensgefährliche Gratwanderung.
(Band 2)
5 Rezensionen | Referenzen
1. Henning Fischer in »Informationen« Nr. 100, wissenschaftliche Zeitschrift des Studienkreises Deutscher Widerstand 1933 – 1945
„Zwei Leben für die Befreiung“ – ein Buchprojekt für Martha und Harry Naujoks
Fast 80 Jahre nach dem Ende des Nationalsozialismus wird viel über die Bewahrung der Erinnerung der Überlebenden gesprochen. Ein groß angelegtes Buchprojekt der Gruppe „Kinder des Widerstands“ aus Hamburg dokumentiert nun ein beeindruckendes Beispiel der intensiven und langjährigen kollektiven Erinnerungsarbeit durch ehemalige Häftlinge selbst.
2. Hermann Kaienburg: Auszüge aus dem Vorwort zu Band 2 der Lesebücher
Es ist ein Glücksfall für die historische Forschung, wenn ein wichtiges geschichtliches Werk so kenntnisreich ediert wird, wie es mit diesem Band geschieht. Von Historikern wird erwartet, dass sie sich bei allen Quellen kritisch mit deren Entstehungs- und Wirkungszusammenhang befassen, insbesondere, wann und wo sie entstanden, welchem Zweck sie dienten, was über die Verfasser bekannt ist und wie sie überliefert wurden.
Meist muss man sich als Historiker mit einer groben, ungefähren Einordnung begnügen.
Henning Fischer beschreibt zunächst die Entstehungsgeschichte des Manuskripts, geht dann auf dessen Bearbeitung nach dem Tod des Autors ein und kommentiert schließlich die Bearbeitung unter geschichtswissenschaftlichen Gesichtspunkten. Seine Ergebnisse seien hier nur kurz zusammengefasst.
Fischer betont, wie wichtig die frühen Aufzeichnungen und die Beratung der „Chronologie“ für die spätere Abfassung des umfangreichen Buchmanuskripts in den 1970er Jahren war. Diese handschriftliche „Urschrift“, fertig gestellt 1975, sprach Naujoks erneut Abschnitt für Abschnitt mit Kameraden durch. Nach seinem Tod 1983 wurde das Manuskript abgetippt. Bei der anschließenden Durchsicht entschieden Ursel Hochmuth und Fritz Winzer auch über Änderungs- und Korrekturwünsche weiterer Beteiligter. Sie fügten Kapitelüberschriften ein und verfassten, wenn es ihnen erforderlich schien, ergänzende Abschnitte, um politische Hintergründe, z.B. Geschehnisse, zu erläutern.
Insgesamt ist Fischer eine hervorragende Edition gelungen. Der Autor hat keine Mühe gescheut, den Entstehungsprozess detailliert zu beschreiben, die Veränderungen zu analysieren und sie in der neuen Textedition zu kennzeichnen. Jetzt ist klar: Es handelt sich um einen besonderen Fall von Oral History – einen ausführlichen Zeugenbericht, der durch langjährige Beratung mit vielen Beteiligten auf eine breite Grundlage gestellt wurde. Die Eingriffe der Lektoren haben dem Werk überwiegend gutgetan. Einige Korrekturen mit stärkerer Akzentuierung der Rolle der kommunistischen Funktionshäftlinge haben das Werk nicht substanziell verändert.
Naujoks Bericht bildet eine außerordentlich wichtige, unersetzliche Darstellung zur Geschichte des Konzentrationslagers Sachsenhausen aus der Perspektive eines kommunistischen KZ-Gefangenen, der eine hohe Funktion im Lager innehatte und dadurch viel über das Lagergeschehen erfuhr. Sie zeichnet sich durch gründliche Sachkenntnis, Ausführlichkeit, Vielfalt und Differenziertheit aus. Ihre besondere Stärke besteht darin zu zeigen, wie in dieser von absoluter Menschenverachtung geprägten Welt, in der Häftlinge der unüberwindlich scheinenden Macht der SS wehrlos ausgeliefert schienen, den Mut und die Kraft aufbrachten, ihr dennoch zu widerstehen.
3. Alyn Šišić: Laudatio zur Verleihung des »Hans Frankenthal-Preises« der Stiftung Auschwitz-Komitee 2023 an die Kinder des Widerstands für das »Naujoks-Projekt.
Alyn Šišić ist Leiterin des Gedenkorts «Stadthaus» der Stiftung Hamburger Gedenkstätten und Lernorte.
Liebe Freundinnen und Freunde, werte Gäste, und vor allem, liebe Kinder des Widerstands,
„Schreibt endlich die Geschichte des Hamburger Widerstands!“ Das forderte der Publizist Erich Lüth, bekannt für seinen Aufruf zum Film-Boykott von Veit Harlan, zwanzig Jahre nach der Befreiung vom Naziregime. Inzwischen sind fast 60 weitere Jahre vergangen – und eine Gesamtschau des Hamburger Widerstands steht nach wie vor aus.
Nachkommen derjenigen, die in Hamburg unter Einsatz ihres Lebens Widerstand geleistet haben, tragen jedoch Schritt für Schritt dazu bei, diese Lücke ein wenig zu füllen.
6 Hintergründe
Hier werden Beiträge, die nicht in die Lesebücher aufgenommen werden konnten, sowie manch neue Beiträge zu den Themen zur Verfügung gestellt.
1. Harry Naujoks erzählt vom Volksfilmverband.
2. Hans Joachim Meyer: Ein Harburger Kommunist. Harry Naujoks 1901-1983
3. Stephan Lessenich über die Schwäche der politischen Linken und den neuen Rechtspopulismus
7 Bestellungen
Bestellung: 2 Bände im Schuber, 650 + 740 S., 4C-Druck, Fadenbindung, 157 Fotos. Preis: 59,00 €
Per Mail an kinder-des-widerstands@posteo.de, an den Verlag: info@gadak.de oder über den Buchhandel.
Sammelbestellung: Sie wollen mehrere Schuber bestellen? Kontaktieren Sie uns bitte per Mail:
kinder-des-widerstands@posteo.de .
Herausgeber: Kinder des Widerstands und Rainer Naujoks. Verlag: Galerie der abseitigen Künste.
